Knittlinger Geschichte –
Die Herren von „Cnudelingen“
Willkommen zurück ins Jahr 1 nach Christus. Es war eine Zeit der Sippen und Oberhäupter, in der sich das „gemeine Volk“ einen Führer wählte, der die Sippe leitete. Ein solcher Ort war auch Knittlingen. Hier hatten die Herren von „Cnudelingen“ das Sagen.
Doch wie kam es zu dem Namen des Ortes? Man kann darauf schließen, dass ab dem 3. Jahrhundert, als die Alemannen sesshaft wurden, Knittlingen gegründet wurde. Der Name leitet sich vermutlich von einem Sippenfürst mit dem Namen „Knutila“ ab, der aufgrund der Nachsilbe „ingen“ für den Ort bürgte und später in „Cnudelingen“ und das heutige „Knittlingen“ umgewandelt wurde.
Ideale Bedingungen für eine Befestigung fand man zwischen den Bächen Weissach und Esselbach und dies ließ schnell eine Siedlung entstehen. Mit Blick auf diese alte Gemäuer erinnern wir uns an die Herren von „Cnudelingen“ und deren Weisheit, mit der sie über Generation hinweg die Menschen in unserem Ort beschützt haben. Noch heute vermitteln uns diese alten Mauern ein Gefühl von Sicherheit und Zusammengehörigkeit.
Knittlinger Merowinger –
Einblick in die soziale Struktur einer alten Kultur
Das Skelett eines geköpften Pferds neben seinem Reiter, viel Schmuck und Waffen: Aus einem merowingischen Reihengräberfeld in Knittlingen haben Archäologen wichtige Erkenntnisse über die soziale Stellung der Toten gewonnen. Dank des aufwendigen Grabfundes konnten sie erstmals einen Einblick in das Leben der Merowinger vor ca. 1.500 Jahren erhalten. Zum Beispiel ließ sich feststellen, dass es sich bei den Pferden um Kriegspferde handelte deren Hufschuhe mit Metall beschlagen waren und die Harnische aus Leder oder Eisen bestanden. Dies unterstreicht den militärischen Charakter der Grablege und liefert weitere Hinweise für die Forscher über die Herkunft und soziale Position der Verstorbenen: Die Toten stammen aus dem Geschlecht der Adelsfamilie im 6. Jahrhundert, als das heutige Baden-Württemberg noch Teil des Frankenreiches war.
Insgesamt ist es beeindruckend zu sehen, welchen Einblick uns dieser merowingische Grabfund in Knittlingen in die soziale Struktur einer alten Kultur gibt!
Der Mythos vom alchemistischen Zauberer:
Johann Georg Faust
Johann Georg Faust ist eine der bekanntesten Figuren der deutschen Literaturgeschichte, die nicht nur durch Goethes berühmten Drama „Faust“ weltbekannt wurde. Doch wer war diese Person? Wo und wann ist sie geboren? Obwohl es schwer ist, die Daten zu bestätigen, lässt sich sicher sagen, dass er um 1480 im heutigen Knittlingen in Baden-Württemberg geboren ist. Sein Tod soll sich 1540 oder 1541 im Breisgau zugetragen haben. Selbst das Geburtshaus konnte man aufgrund von überlieferten Grundmauern identifizieren.
Faust wird als wandernder Wunderheiler, Alchemist, Magier, Astrologe und Wahrsager bezeichnet. Sein Leben wurde nach seinem Tod variantenreich erzählt und niedergeschrieben.
Im Faustmuseum und Faustarchiv kann man den Fauststoff hautnah erleben. Dort erfährt man fast alles über Georg Faust, der Faustlegende, dem literarischen, musikalischen und künstlerischen Faust von der Antike bis zur Neuzeit.
Thurn & Taxis Dynastie
und die Posthalterei Knittlingen
Seit 1650 gehört der Name Thurn und Taxis zu einer der einflussreichsten Familien in der Geschichte des Postwesens. Der Gründer der Dynastie, Franz von Taxis legte den Grundstein für die Entwicklung eines internationalen Postwesens durch die Einrichtung von Poststationen. Seine Ideen revolutionierten das europäische Postsystem und machten den Namen Thurn und Taxis weltweit bekannt.
Knittlingen ist ein historischer Ort, der schon immer eine besondere Behandlung genießen durfte. Als die Posthaltestellen im Jahr 1760 verliehen wurden, war es daher nicht verwunderlich, dass Knittlingen vorranging behandelt worden ist. Es lag an seiner besonderen Lage. Der Ort liegt an einer uralten Heeres- und Handelsstraße und hatte bereits zu dieser Zeit eine Befestigung, die zur Garnison ausgebaut werden konnte. Dies machte den Ort für die Verleihung der Posthaltestelle äußerst interessant. Zudem bot er als Grenzort auch Schutz und Sicherheit für die Postboten, deren Kunden und deren Waren.
Mundharmonika –
Weltberühmt: Die Knittlinger Oktav
Der Name Knittlingen ist mit der Geschichte der Mundharmonika, manchmal auch eher respektlos „Mundharfe“ oder gar „Goschenhobel“ genannt, eng verbunden.
1828 hat der aus Au in Südbaden stammende Drechslermeister Ignaz Hotz in Knittlingen eine Mundharmonika erfunden. Als Drechsler stellte er hauptsächlich Spinnräder her.
Um den Frauen die Arbeit am Spinnrad kurzweiliger zu machen, kam er auf den Gedanken, Spielwerke in die Spinnräder einzubauen, die Volkslieder und geistliche Lieder spielten, wenn das Rad surrte. Da die Spielwerke mit ihren verwendeten Tonzungen meist nur ein oder zwei Lieder spielen konnten, ist Hotz vermutlich auf den Gedanken gekommen, ein Instrument zu bauen, in welchem die Tonzungen unabhängig von Walzen zum Klingen gebracht werden können.
Sein Sohn Matthias Friedrich war es dann, der Knittlingen als Mundharmonikastadt weltbekannt machte. Indem er die zweite Platte eine Oktave tiefer stimmte als die Grundplatte, hatte er die Konzert-Mundharmonika erfunden, die als „Knittlinger Oktav“ in die Geschichte eingegangen ist.
Heute erinnern nur noch zwei Institutionen an die alte Harmonika-Herrlichkeit von Knittlingen: die weltberühmte Knittlinger Oktav und das im Jahre 1927 ins Leben gerufene Mundharmonika-Orchester Knittlingen.